Weinviertel 24.4.2018 Entdeckung Kapitel 3
Foto: Felicitas D:Goodman in Cuyamungue mit der träumenden Kachina (Hilfsgeist) aus ihrem Buch "Meine letzten 40 Tage".
Entstehung der Rituellen Körperhaltungen – ein Grund zum Feiern
Vor 41 Jahren, 1977, gelang der Kulturanthropologin, Sprachforscherin und Dol-metscherin Felicitas D. Goodman (1914 - 2005), den bis dahin fehlenden, den missing link, für dieses Ritual, zu finden: „Körperhaltung, an das hatte ich noch nicht gedacht“, ruft sie in einem Audiointerview aus.
Zufällig hatte Ihre anthropologische Doktormutter Erika Bourguinon sie auf einen Arti-kel des kanadischen Psychologen V.F. Emerson hingewiesen, in dem er über die wesentlichen Veränderungen von unterschiedlichen Yogapositionen schreibt, die sich auch auf die psychologischen Ebene auswirken würden (Goodman 1989: 30).
Beim Lesen der ersten Zeilen war es für Felicitas D. Goodman schon klar, dass Körperpositionen, noch dazu, wenn sie mit dynamischen Klängen angeregt werden, einen ganz entscheidenden Einfluss auf den Focus und damit die Wirkung des außergewöhnlichen Bewusstseinszustandes der Trance haben werden. Ihre Annahme war schon damals, dass die Verbindung von Haltung und Klang eine dramatische Veränderung im Körper bewirken würde.
Von dieser Geburtsstunde der Rituellen Körperhaltungen und Ekstatischen Trance an, ging die Anthropologin den manchmal recht ungewöhnlichen Haltungen in den Museen und Kunstkathalogen nach. Zuerst waren es nur eine Handvoll Positionen, im Stehen, Sitzen und Liegen dargestellt, die sie fand. Mittlerweile jedoch, in diesen 40 Jahren seit-her, wurden rund 100 Rituelle Körperhaltungen im „Labor“ untersucht. Auszug aus: Bewusstheit und Kreativität und die Rituellen Körperhaltungen nach Felicitas D. Goodman, Hermine Brzobohaty-Theuer 2018, S: 7.
Weinviertel 20.4.2018 Susanne Wenger
Susanne Wenger 1915-2009 Foto aus dem Katalog von 1995. Ich hatte die Initiative ergriffen und sah die wunderbare Ausstellung von Susanne Wenger in der Minoritenkirche in Krems/Stein anläßlich ihres 80. Geburtstag.
Als die in Graz geborene Susanne Wenger 1952 in Nigeria an Lungentuberkulose erkrankte kam sie mit der Spiritualität der Yoruba in Kontakt. Sie genaß nach 14 Monaten von dieser schweren Krankheit, die ihr fast das Leben kostete, sie lernte die Sprache und vertiefte sich immer mehr in das geheime Wissen. Susanne Wenger nennt es später ihre Initiationskrankheit. Dieses Phänomen ist in der schamanischen Tradition als Kennzeichen dafür bekannt, dass damit ein Proband für das schamanische Wissen sichtbar wird (Denk 1995). Susanne Wenger als weiße Frau von einem hohen Priester in das Wissen initiiert, wurde eine Yoruba Priesterin und mit der Aufgabe betreut die alten Schreine der Yoruba, die zu verfallen drohten, wiederaufzubauen. Der Naturglaube der Yoruba entsprach ihrer schon als Kind verspürten Vertrautheit mit der Natur. Tiere, Pflanzenwesen und Naturgottheiten entstanden an den Schreinen in den Wäldern und an Flüssen Nigerias.
Ich habe mir erlaubt diese großartigen Persönlichkeiten und ihr Schaffen zu skizzieren um Ursprünge für Kreativität aufzuzeigen. Allen drei Künstlerinnen (Ceija Stoijka, Emma Kunz und Susanne Wenger) ist gemeinsam, dass ihr Schaffen aus einer größeren Kraft als der individuellen, aus der Überwindung des Persönlichen entstanden ist. Die Verbindung zum Transpersonalen hatte die ungewöhnlichen Bilder, Texte und Skulpturen entstehen lassen. Auszug aus "Bewusstsein und Kreativität", Kapitel 2.3, Hermine Brzobohaty-Theuer 2018, S: 7. http://www.susannewengerfoundation.at/de/heiliger-hain
Weinviertel 17.4. 2018 Ceija Stoijka
Foto: Ceija Stoika und Felicitas Goodman bei der Jubiläumsfeier 1999 an der Uni Wien
Ceija Stoika 1933 - 2013
Ceija Stoijka war Malerin, Schriftstellerin und Musikerin und eine Romni/Lowara. Ich vermute, dass die Quelle ihres sich Ausdrückens vor allem der Schmerz war. 4 Jahre hatte sie als Kind in Ausschwitz, Birkenau und Bergen Belsen unvorstellbare Gräuel miterleben müssen. Ein großer Teil des Clans, darunter Ceija Stoikas Vater starb dort. Im Film „Ceija Stoika“ erzählt sie, dass von 250 Menschen eine Handvoll überblieb und auch von den rassenkundlichen Untersuchungen, wie das Foto Ceija als Kind zeigt.
Ceija Stoijka, ihre Mutter, ihre Schwester und ihre zwei Brüder überlebten die Konzentrationslager. Irgendwann in den 90er Jahren fielen einer Besucherin in Ceijas Wohnung eindrucksvolle Bilder auf. Sie hatte zu malen begonnen. Die Schreckensszenen malt sie meist in brauner Farbe. Die fahrende Zeit mit den Wohnwägen, die Blumenwiesen, die
flatternde Wäsche mit den Kindern, malte sie bunt, in kräftigen Farben, fast idyllisch. Trotzdem Ceija Stoijka als Kind nur geringe Möglichkeit hatte schreiben zu lernen, schrieb sie später Gedichte und führte Tagebuch. Ceija Stoija versucht schreibend und malend die Traumata der Verfolgung und der Marter aus ihrem Organismus herauszulösen. 1988 entstand mit Karin Bauer ihr erstes Buch und später das Filmporträt. Ausstellungen und Gespräche mit vielen jungen Menschen wurden organisiert. Ihr war wichtig, dass diese erfuhren wie es in der „braunen Zeit“ (Ceija Stoika im Film) wirklich gewesen ist.
Ceija Stoijka, Träume ich, dass ich lebe. 2009. Ceija Stoijka, Wir leben im Verborgenen, 3. Auflage 1995.
Auszug aus Bewusstsein und Kreativität, Kap. 2.1, Hermine Brzobohaty-Theuer 2018, S: 4.
Ohne Titel 1992 Ceija Stoijka Ceija Stoijka als 7 jährige.