22.5.2014
Libro Libri Liberta
Interessant, dass sich Bücher und Freiheit vom Wortstamm ähneln.
Für mich hatten Bücher seit jeher diese Bedeutung, seit Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist.
Bücher haben mir schon immer große Freiheit und Schutz gegeben.
Weinviertel 21.5.2014 Der Berg
Ich mag den Berg hinter meinem Haus. Unglaublich, dass es (fast) meines ist, mit etwas offenen Restposten. Der Stall ist nun auch ein Raum, in dem Vieles passieren kann. Die erste Aktivität darin war, dass wir in der Ausbildungsgruppe zu den Rituellen Körperhaltungen darin zusammen gekommen sind. Es fühlte sich darin für mich geborgen und frei an. Ich kann jetzt durch große alte Fenster in den Garten schauen. Freue mich über die Türe, die ich in meinem Keller fand und die jetzt so gut dazupasst. Während ich tippe, liegt Tigris zwischen meinen Händen und schnurrt. Stört sie nicht, dass ich etwas unruhig bin. Dann kommt vielleicht wieder eine Streichelsequenz.
Und ich mag den Garten, auch den, der vor dem Zaun langsam entstanden ist. Mal bekam ich diese Pflanze geschenkt, ein paar Iris die weg sollten, Storchelschnabel von Silvia. Die Rosen habe ich genau gewählt, gelbe Ramblerrosen aus dem Kathalog, ein bissl Bennessl, Mutterkraut, Hauswurz auf dem Blechdach und wilde Rosen. Da gehe ich extra manchmal drumherum.
Wien 6.5. Judith Butler in Wien
Komme gerade vom Vortrag im Audi Max in der Uni in Wien. Hatte vor einpaar Wochen, da das Thema Gender Anthropologie aktuell wurde, die Bücher „Das Unbehagen der Geschlechter“ von Judith Butler heraus gelegt und „Der Streit um Differenz“ von Butler, Benhabib, Cornell und Fracer.
Nun freue ich mich sehr, dass ich erfahren hatte, dass sie in Wien live einen Vortrag hält. Ich möchte sie gerne beim Sprechen erleben. Mit der Literatur hatte ich mir etwas schwer getan. War für mich sperrig. Ihre Dekonstruktionen von Geschlecht hatten sich mir nicht so erschlossen. Das Audi Max ist knalle voll. Die BesucherInnen, die keinen Sitzplatz haben, müssen in drei andere Hörsäle gehen und einen Livestreem vom Vortrag anschauen. Ich füge mich und nach einigen Einleitungen spricht Judith Butler über den Todestrieb nach Freud und den Zusammenhang zur Todesstrafe. Ich habe ihr aktuelles Foto im Web gesehen. Kurzhaarig und freundlich, heiter ist der Eindruck. Sie hält ihren Vortrag auf deutsch. Auch das finde ich sympathisch und erleichtert den Zugang zu diesen schwierigen Thema. Sie erinnert mich - jetzt habe ich´s - an Francoise Sagan.
Ich bin gebannt, obwohl ich schon sehr müde bin bleibe ich noch bis ganz zum Ende. Ihr Exkurs geht von Freud zu Lustprinzip und zu Todestrieb, sie legt dar, wie das die Philosophen und PsychoanalytikerInnen sehen wie Nietzsche, M. Klein, Derrida und Markuse bis zu Angela Davis. Sie hinterfragt nicht nur die Anhänger der Todesstrafe, sondern auch die Meinungen der GegnerInnen. Butler hinterfragt die Alternative zur Todesstrafe, dass die Gefängnisstrafen keine menschlichen, humanen sind, sondern Grausamkeiten. Dass es neue Überlegungen zu den Gefängnissen, der Gefägnisindustrie geben muss. Das klingt höchst ethisch. Wir dürfen es nicht tun, uns nicht über andere stellen und über ihr Leben und das Leben nehmen entscheiden. Es braucht einen Widerstand gegen das Präkariat. Wir müssen uns verpflichten diese Grausamkeiten, auch des langen Gefangenhaltens nicht zu tun. Eine Frau aus dem Publikum zitiert (hab vergessen wen/welche) Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, das Gegenteil ist Ignoranz. Das spiegelt Meinungen des Publikums, dem es an positiven - das Wort Vergebung fällt auch - vergebenden Handlungen gelegen ist.
Judith Butler hatte das dritte Mal einen Vortrag in Wien gehalten. Das meist jugendliche Publikum war begeistert und ging mit großer Anteilnahme mit. Sie wird die Frauen von Pussy Riots in Norwegen treffen.
Ich habe mir Judith Butler anders vorgestellt und spüre eine große Weite, eine Spannbreite von kritischer, politischer Sicht mit einem humanen, den Menschen zugetanen Herzen.