Weinviertel 14.7.2013 1000 Pflanzen
Bin wieder in meinem Biotop der 1000 Pflanzen angekommen. Die Isabella rankt mit dem wilden Wein um die Wette. Braucht Licht. Um die schönen Blätter nicht auf den Kompost zu geben, blanchiere ich sie, um später daraus gefüllte Weinblätter zu machen. Mein Gemüsebeet ist ein Dschungel. Natürlich hat sich Zuccini und Kürbis ausgebreitet. Und der Baumspinat - eh klar. Auch dieser wird verkocht und zu Gnocci gegeben und blanchiert. Die Paradeiser schwächeln. Dabei hatte ich von Ulli einige neue Sorten bekommen. Habe Onas Worte im Ohr. Sind Starkzehrer, also viel düngen! Die Taglilien sind fast 2 Meter groß und die Sonnenblumen wachsen noch darüber. Und natürlich die Stockrosen. Ein umwerfendes Stockrosenjahr. Hoch aufschießend in grünlichweiß, rose, himbeerfarben und schwarz. Und beim unteren Zaun die Primadonna in Purpur. Schön sind sie geworden. Hatte sie von meiner Nachbarin, die heuer 200 vergab, vor 3 Jahren bekommen und nun wuchern sie ausgiebig. Und erfreulich.
Waldviertel 10.7.2013 Weitra Fortsetzung
Am Weitraer Rathausplatz befindet sich zwei Sgraffitis. Das untere zeigt die Weberin Arachne aus der griechischen Mythologie, die sich rühmte mit ihrer Webkunst sogar die Götter besiegen zu können. Athena, Göttin der Weisheit und der friedlichen Künste, insbesondere des Spinnens und Webens stellte sich einem Wettkampf, gewann und verwandelte Ariachne zur Strafe in eine Spinne. (Museumstext und patriachale Auslegung des Mythos, da Konkurrenz, Neid und Vergeltung die Hauptthemen sind) Nach - Barbara Walkers „Das geheime Wissen der Frauen“ war Arachne eine Priesterin der Athena. Beide, Athene und Arachne spannen und webten wunderbar und spornten sich zu meisterlichen Werken an. Die schamanische Verwandlung in die Spinne ermöglichte Arachne all das Unglaubliche zu tun, was Spinnen können.
Waldviertel 9.7. Weitra-Zeitlosigkeit und Gegenwart
Weitra, eine Stadt, eigentlich Städtchen im Nordwesten des Waldviertels, an der Grenze zu Tschechien. Die Burg ist von Weitem zu sehen. Erbaut im 1300 Jhd, dann 300 Jahre späterer in die jetzige Form erweitert. Renaissancemäßig. Ich schließe mich einer Stadtführung an. Es geht durch das Stadttor, dann bergan durchs Burgtor in den Innenhof. Ich schaue hinauf zu den dreistöckigen Arkaden. Ein beeindruckendes Schauspiel ist die Öffnung der 4 Trichterschirme. Weiße, rießige Schirme, die orientalisch anmuten, öffnen sich langsam zu barocker Musik, wie Nachtkerzen zur Dämmerung. Nur der Duft fehlt. Bis sie dann den ganzen Hof überdecken. Über steile Holztreppen geht’s hinauf in den Turm. Das Dachgebälk- eindrucksvoll und die Glocken. Eine Sicht auf die Dächer der Stadt. Wie aus einem Historienfilm, wie vielleicht „Tintenherz“.
Ich habe etwas über die Gewerbebetriebe in der Vergangenheit erfahren. Glasschleifer waren und sind hier tätig und eine starke Textilfabrikation. Die ehemalige Modewarenfabrik ist nun ein Textilmuseum. Ich liebe Textiles und Textliches. Gehe zwischen den alten Webstühlen, Drucktischen und Stickmaschinen umher. Schaue mir die Musterbücher mit den Entwürfen und Stickereien an und die Weberschiffchen und Kammgarnmuster. Die Eisenbahn von Wien nach Gmünd war wichtig für den Vertrieb. Vorher die Fuhrwerke, die in die Wiener Niederlassung, in die Webgasse fuhren. Bis zu 500 HeimarbeiterINnen hatte es hier gegeben. Ich erfahre etwas über die Luise Hackl, Tochter des Textilfabrikbesitzers und lese ihre Briefe . Darin lehnte sie die Heirat mit einem K. strikte ab, den sie zudringlich und widerlich fand. Sie machte dem Vater einen Strich durch die Rechnung (lese ich) der sie einschüchtern wollte und eine „alte Jungfer“ nannte. Sie wurde später Mitglied der Sezession und arbeitet künstlerisch und schriftstellerisch. Ab 1906 war die Firma nicht mehr betriebsfähig und schloss ihre Tore. Erstaunlich, das dass Haus so erhalten blieb. Die Lausitz rauscht vorbei. Die weiße Holzbrücke gibt es noch. Es ist ruhig hier.
Stickmusterbücher
Luise Hackl