Staatz und Stratzing 6.9.2013
Tibor ist wie sonst üblich, am Morgen, nicht herein gekommen.
Ich habe tagsüber Holla geerntet und abgerebelt. Schön wenn die Perlen durch die Finger gleiten. Sie sind reif und fest. Die abgepflückten roten Stengel schauen wie Kappilarien aus. Für Saft werde ich die Beeren mit Zimt und Nelken aufkochen, dann durch ein Tuch pressen und nochmals mit Zucker aufkochen. Also ganz schön viel arbeit. Doch ist dieses tun ist ein Anker im Jahr, so wie andere feste des Jahreskreises.
Nachmittags zum Fanny-Fest nach Stratzing. Rufe Ona an. Sie kommt auch hin.
Andere Freundinnen sind auch da. Susanne und Inge, Beate und Sigrid. Dr. Christine Neugebauer-Maresch erzählt von der Findung der Fanny am Galgenberg anlässlich einer Rettungsgrabung eines Wasserreservoirs. Auch über andere Forschungen der Altsteinzeit, wie des Löwenmenschen, der wieder auseinander genommen wurde, weil 200 neue Stücke Elfenbein gefunden wurden.
Es ist gut auf diesem schönen Patz oberhalb der Donau zu sein, und über die Göttinnen und Idole mit kundigen Freundinnen zu schwatzen. Vor 12 Jahren waren wir im Rahmen einer Exkursion des internationalen Cuyamungue Institutes von Felicitas Goodman mit einer Gruppe und haben uns mittels der anspruchsvollen Haltung der Fanny vom Galgenberg rituell in die andere Wirklichkeit begeben.
Weinviertel 5.9.2013 Ute Schiran
Heute Nacht, an ihrem Geburtstag, ist Ute Schiran gestorben.
Ich hatte gestern im Gedenken an sie mit dem Schwirrholz geschwirrt, die Schnur riss und das Schwirrholz ist noch unauffindbar.
Ute Schiran kam 1988 mit dem Buch „Menschenfrauen fliegen wieder“ und einem Workshop in Maria Anzbach in mein Leben. Von da an hatte ich über 5 Jahre intensive Erfahrungen mit Ute als Lehrerin, Hinweiserin, Initiatorin und Durchrüttlerin machen können. Vielen Frauen bin ich dabei begegnet und wir haben uns in diesem Feld der Energien, der Ahninnen und des schamanischen Tuns begleitet. Viele Wege gingen wieder auseinander und manche für immer. Keine meiner Lehrerinnen haben so markante Spuren in meiner geistigen und emotionalen Landkarte hinterlassen wie Ute und Runa. Ich kann mich an Augenblicke des Schauderns, der Peinlichkeit, der höchsten Verwirrung, des Zorns, der Lust und des Vergnügens erinnern. In diesen Zusammenkünften führte uns Ute zum Unvorhersehbaren und raus aus dem Konditionierten und der Komfortzone. Sie hebelte uns aus dem Vertrautem und Bekannten raus, half uns kreativ und gestaltend zu sein. Aus mir sprudelten Ideen, Texte, Dramen und Moritaten. Sie regte uns an die Ahnungsfelder auszubilden und stieß uns an ins Dunkle und Unbekannte zu gehen.
Ute schreibt mir 1992 in das Märchenbuch „Monhar“ die Widmung:
Für flügelschlagende Sirenen
Und herzlose Rächerinnen
Für Hermine die Pyramidendoktorin
Herzliche Grüße Ute Mai 92
Auch jetzt mit ihrem Übergang erschüttert sie mich wieder.
Weinviertel 4.9.2013 Traum 3
Traum: Eine Frau sitzt in einer Veranstaltung unter vielen Männern. Neben ihr ist ein Platz frei. Sie deutet mir, mich neben sie zu setzen. Ich befürchte die anderen zu stören, wenn wir uns unterhalten. Sie ist sehr selbstbewusst.
Ich schau bei der Weinviertler Landesausstellung "Brot und Wein"in Poysdorf rein. Viel Geld wurde ausgegeben für die Gebäude rund um die Ausstellung, die Ausstellung selber ist eher "unauffällig". Am Weg dorthin, muß ich an einer lebensgroßen, nackten, blonden Frau vorbei gehen. Es ist der Eingang in einen Skulpturenpark der mit Scheußlichkeiten gefüllt ist. Ein Beispiel von Geschmacklosigkeit und Beschränktheit.
In der Ausstellung findet mein frauenspezifischer Blick dennoch ein paar Objekte: Ein Grabrelief mit einer Frau mit Granatapfel und hinter ihr eine Schlange, die Symbole des Todes, ein schönes Blütenbild von Rachel Ruysch, der holländischen Malerin aus dem 17 Jahrhundert, eine hübsche Keramikflasche mit Brustausguss, die geschmückte Weinlese Ziege, eine Madonna mit Weintrauben und einen Mänäadenfresco. Das alles beruhigt meinen Ärger nicht.