Der erste Kreis in Ankara
Oben auf der Zitadelle, steil hinunter zu den teils schon baufälligen und verlassenen Cecekondus, die von der arbeitssuchenden Landbevölkerung über Nacht errichteten einfachen Häusern. Romafamilien leben teilweise hier. Doch die Renovierung dringt in das alte Stadtviertel vor. Hatte mich später darüber mit Pat, einer englischen Reisejournalistin, die schon 17 Jahre in der Türkei lebt darüber unterhalten. Ist alles sehr komplex. Das alte Viertel wird mehr zu Disneyland. Ein Haus schaut wie das andere aus. Hat jetzt funktionierende Fenster und Sanität, doch keine Individualität mehr. Die MietbewohnerINnene werden teils 10 km weit weg angesiedelt. Weit weg von ihrem vertrautem Milieu. Auch im Angora House hat sichs verändert, ein smarter, unterkühlter Manager rückt keinen Millimeter ab von am Telefon gemachten Vereinbahrungen.
schon beim Essen auf einer Terasse im Altstadtviertel hören wir die starken und rhythmischen Trommeln und Flöten, Feuerwerkskörper werden abgeschossen, ein Fest der Rom. beim Nähergehen kommt mir "Hos geldiniz" entgegen, erfahre später, das heißt - Willkommen!
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Mauer aus Hettitischer Zeit, rechts und links außen: KUBABA mit dem Granatapfel, dazwischen Kubaba mit einer Sphinx
Museumstext über KUBABA: als Große Mutter bekannt im Paläolithikum, über die Jungsteinzeit und Kupfer- und Bronzezeit, die hettitische Zeit, die röm. und griech. Zeit. DiE Göttin hatte unterschiedliche Namen. Sie wurde CYBELE in Phrygia, CYBEBA in Lydia, and KUBABA bei den HettiterINnen genannt. Sie war auch bekannt als ARTEMIS, DIANA, ASTARTE, ISTHAR und SIBEL:
Christine und Maria im derzeitig geöffneten Museumsraum vor einer Vitrine mit Kleinfunden aus der frühen Bronzezeit in Kültepe
hier die mysteriösen Zwei- und Vierköpfigen mit den Kreismotiven am runden Leib
Ankara 7.5.2013
Unser Hauptziel in Ankara ist das Museum für Anatolische Zivilisation. Ich bin 2006 schon da gewesen und war begeistert. Zu unserem Erstaunen mussten wir erfahren, (hatte mich darüber vorher telefonisch erkundigt) dass die neolithische Abteilung des im Umbau befindlichen Museums, zur Zeit nicht vorhanden ist. Protest und Marsch zum Direktor. Der und sein Hauptarchäologe beschwichtigen und vertrösten uns auf Konya. Hier wären eh nur die Funde aus den 60 Jahren und in Konya die neuesten Objekte. Ich glaubs nicht. Ich will die Kopien im Schrank des Direktors genauer sehen und fotografiere sie. Auch Kopien anderer Statuette bekommen wir zu Gesicht und werden durch direktorische Heiligtum geführt, immer im bestreben uns wieder los zu werden. Ist auch irgendwie witzig. Im Museum dann selber gibt’s mal Begeisterung wegen der vielen Göttinnen Kopien aus Anatolien. Die Schönen aus Hacilar, die Leopardenfrau aus Chatal Hüyük in allen Größen , die Silberne aus Hasanoglan, die großäugige Brüstehaltende aus Kültepe und die Dreidimensionale aus Beyshehir sind hier versammelt. Im Museumsraum ist vor allem die hethitische Periode präsent. Die hatte mich früher nicht sonderlich interessiert, denn die Haltungen sind vor allem bei den neolithischen Urmüttern zu finden. Doch nun halte ich nach den Göttinnen Ausschau. Sehe die neuhethitische Kubaba mit dem Granatapfel und Spiegel auf der Mauer von Aslantepe. Die Worte des Fremdenführers:“ was kann es Besseres für einen Frau und Göttin geben, als einen Spiegel, um ihre Schönheit zu betrachten.“ Er sagt das mit einem sympathischen Ausdruck. Nett auch die engagierte Lehrerin mit ihrer Schar von Schülerinnen, die sie auf die Seite schiebt, um für mich Platz zu machen. Die Göttin ist auch als Kybele, Cubebe, Artemis, Astarte, Diana, Ishtar und Sibel, anwesend. Auch als Fortuna, Nemesis, Tyche, Hygea.
Beim Austausch im Cafe wird es persönlich und berührend. Wir sind überrascht, wie wohltuend die Ausstellung auf uns wirkt. Es ist ein Ankommen und Tor öffnen.
Das Sphingentor von Alaca Hüyük
Bronzespule mit zwei Brusthalterinnen