WV 19.8.2018 Der verlorene Ton

Einerseits bereitet mir Lida Winiewicz (1928) autobiographischer Roman „Der verlorene Ton“ Vergnügen, andrerseits berührt er. Sie beschreibt darin ihre Kindheit im Wien, die sie und ihre 5 Jahre ältere Schwester sehr frei erleben durften. Schon als 5-jährige begleite sie die Mutter in die Oper, kennt die Geschlechterverhältnisse von den Opern und ist der Verwandtschaft meist zu vorlaut. Sie ist ebenso musikalische begabt, wie alle in der Familie. Die Mutter stirbt, das hohe G bleibt aus, beim Singen und wird nie wieder erreicht.
Karl, der Vater heiratet wieder, eine Jüdin und versucht sich durch Flucht nach Frankreich zu retten. Die Winiewicz Mädchen sind unter der Obhut von der nicht so geliebten Tante Jetty. Sie überstehen die Zeiten auch dank ihrer Unverfrohrenheit und Respektlosigkeit. Alles gepaart mit Intelligenz und Talenten. Der Großteil ihrer Familie, der nicht die Flucht nach Übersee und England gelang, wird ermordet.  Lida Winiewicz hat ihre Autobiographie 2016 geschrieben. Die AkteurInnen sind so lebendig, dass ich viele gerne kennen gelernt hätte. Wenn du etwas von ihr liest oder Texte hörst, dann schwingt ein weltoffenes, jüdisches Wien mit und eine couragierte, sehr humorvolle Frau teilt ihre Erinnerungen. „Angeblich gibt es ein Leben, auch wenn man nicht singen kann.“ Diese Worte stehen am Ende des Romans.

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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